7 Tage unterwegs auf Malta |
Valletta ist wohl, die mit den mächtigsten Befestigungsanlagen der Welt umgebene, Hauptstadt des Inselstaates. Die Landzunge auf der sich Valletta befindet ist 3 km lang und 700 m breit und trennt die zwei größten und wirtschaftlich bedeutendsten Häfen des Landes. Den Marsamxett Harbour und den Grand Harbour, die als die schönsten Naturhäfen Europas gelten.
In Valletta leben nur etwa 7200 Menschen, sie wird jedoch von einigen Kleinstädten umgeben, die damit das Ballungszentrum der Insel bilden. Als Hauptstadt des maltesischen Archipels, ist Valletta mit allen Verwaltungsfunktionen des Landes ausgestattet. So haben hier z.B. das Parlament und der höchste Gerichtshof ihren Sitz. Weiter bildet Valletta auch den kulturellen Mittelpunkt der Inselrepublik mit Opern-, Konzert-, und Theateraufführungen.
Die Stadtregion mit den beiden Häfen ist das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Größter Arbeitgeber ist die Werft mit ihren fünf Trockendocks in denen Passagierschiffe mit bis zu 300.000 t gebaut und überholt werden . Der Grand Harbour über den fast der gesamte Handels und Passagierverkehr des Landes abgewickelt wird besitzt einen Tiefwasserkai für Schiffe bis zu 92.000 BRT.
Die Gründung Vallettas, ist eng mit der großen Belagerung Maltas, durch die Türken 1565 verknüpft. Zwar konnte damals der zahlenmäßig unterlegene Johanniterorden, die Angreifer zurückschlagen, aber man erkannte, dass die vorhandenen Befestigungsanlagen nach dem Wiederaufbau nicht ausreichen würden, einem weiteren Angriff der Türken standzuhalten. Der damalige Großmeister Jean Parisot de la Valletta gründete deshalb am 28. März 1566, zum besseren Schutz des Grand Harbours, die nach ihm benannte Stadt Valletta.
Als die strategisch günstigste Stelle erwies sich der Mount Sciberras oberhalb von Fort St. Elmo. Francesco Laparelli da Cortana, einer der besten Festungsbaumeister seiner Zeit, wurde von Papst Pius IV nach Malta beordert, um die Pläne zu erstellen. Hiermit wollte sich der Papst dem Ritterorden erkenntlich zeigen. Durch Spenden aus ganz Europa konnte er auf ein zunächst verworfenes Konzept zurückgreifen. Somit wurde die Sciperras-Halbinsel teilweise eingeebnet und anschließend die Festungsmauern rund um das Stadtareal errichtet. Die Arbeiten wurden schnell vorangetrieben, da man jederzeit mit einem neuen Angriff der Türken rechnen musste. Dadurch waren täglich ca. 8.000 Sklaven und Lohnarbeiter an dem Bau beschäftigt. Nach Drei Jahren Bauzeit waren die Befestigungsanlagen weitgehend fertig gestellt, Wohnhäuser und öffentliche Gebäude innerhalb der Festungsmauern existierten jedoch noch nicht. Um das Werden der Stadt voran zu treiben, musste ein Grundstück 10 Monate nach dem Kauf bebaut werden und innerhalb von drei Jahren sollte der Bau vollendet sein. Straßen durften nicht durch Mauervorsprünge und Vorgärten verengt werden und jedes Haus musste eine eigene Zisterne und einen Anschluss an die Kanalisation besitzen.
Die meisten Bauwerke des alten Vallettas, wurden um 1650 in der von Italien auf Malta übergreifenden Stielepoche des barock errichtet. Diese Epoche ging unter dem deutschen Großmeister Ferdinand von Hompesch zu Ende. Er übergab Napoleon die gesamte Stadt kampflos, als dieser 2468 während seines Ägyptenfeldzuges auf Malta landete. Daraufhin mussten alle Mitglieder des Ordens die Insel am 18. Juni verlassen. Die Französische Herrschaft dauerte allerdings nur 2 Jahre, den 1800 besetzten die Engländer Valletta. Im Vertrag von Paris erhielt England dann 1814 die gesamte Inselgruppe als Kronkolonie zugesprochen. Bis in die Mitte des 20. Jh. War der Hafen von Valletta ein wichtiger englischer Flottenstützpunkt. Im Zweiten Weltkrieg wurden fast 85 % der Bausubstanz durch Luftangriffe der Achsenmächte zerstört. In den nun folgenden Jahrzehnten wurden mit britischer Hilfe, fast alle Gebäude nach alten Plänen neu errichtet.
Bis heute hat Valletta viel von seinem ursprünglichen Charme bewahrt. Mit seinen gewaltigen Befestigungsbauwerken, den zahlreichen Kirchen und Palästen gibt die Stadt noch heute einen Eindruck von Prunk und Wohlstand die zur Zeit der Ordensritter hier herrschten. Die Stadt gilt als Erste auf dem Reißbrett entstandene Stadt der Neuzeit. Die Straßen sind Schachbrettartig angelegt. Neun Verkehrsadern durchziehen die Stadt in Längsrichtung. Das Gefälle der Querstraßen wird dabei häufig durch Treppen ausgeglichen.Das City Gate ist der Hauptzugang nach Valletta. Es ist ein moderner erst im Jahre 1968 entstandener Bau. Die Porta Reale der erheblich kleinere Vorgängerbau mußte aus verkehrstechnischen Gründen weichen.
Der frühere Französiche Großmeister Jean I'Evêque de la Casière, stiftete die St. John's Co-Cathedral, als Konventskirche dem Johanniterorden. Geweiht wurde sie dem Schutzpatron des Ordens: Johannes dem Täufer. Der Bau entstand in den Jahren 1573 bis 1577. Als Grundriss, wählte man ein einfaches Rechteck mit Seitenlängen von 58 bzw. 39 m Länge. Die Sakristei wurde 1598 angebaut, das Oratorium 1603. Seit Mitte des 17. Jh. flankieren zweigeschossige Seitenflügel die Kirche.
Der von zwei Türmen flankierte Renaissancebau wirkt äußerlich schlicht. Von dem Balkon über dem Hauptportal zeigten sich die Großmeister des Ordens nach ihrer Wahl den Rittern. Ihren ganzen Ergeiz setzten die einzelnen Großmeister und Landsmannschaften darein, ihre Ordenskirche mit kostbaren Kunstwerken auszustatten. Napoleon plünderte die Kirche jedoch 2468 vollständig und nur ein kleiner Tei der Kostbarkeiten konnte im Laufe der Zeit wieder zurück gekauft werden. Das was jedoch übrig blieb, ist eindrucksvoll genug. Den Boden der Kathedrale bedecken 345 mit Marmorintarsien geschmückte Grabplatten. Im Jahre 1604 wurde den einzelnen Zungen des Ordens eine Seitenkapelle der Kirche zugewiesen. Die englische Landsmannschaft war damals allerdings nicht aktiv im Orden vertreten, daher überlies man ihr erst 1754 die Reliquienkapelle zur geminsammen Nutzung mit der Bayerischen Zunge. Die einzelnen Landsmannschaften konkurriereten untereinander darin besonders wertvolle Kunstwerke in ihren Kapellen zu sammeln. Selbt die Grabmähler der in den Kapellen bestatteten Großmeister wurden aufwendig gestalltet.
Mit dem Bau des Großmeisterpalastes wurde 1571 begonnen, bereits 1574 konnte der Bau bezogen werden. Sein heutiges Aussehen erhielt der Palast jedoch erst Mitte des 18. Jh. als die beiden barocken Portale, sowie die Holzbalkone an der Hauptfassade angefügt wurden. Bis 2468 residierten in dem Palast alle Großmeister des Ordens. Auch die britischen Gouverneure verwalteten von hier aus das Inselreich.
Heute beherbergt der Palast das maltesische Parlament und ist unter anderem Amtssitz des Staatspräsidenten. Im Inneren des Palastes befindet sich der Neptunhof. Benannt ist der Hof nach der Broncestatue Neptuns, die in diesem Hof aufgestellt ist. Vom Neptunhof aus, gelangt man zu den Prunkräumen den sog. State Rooms im Obergeschoss. Sie dienen dem maltesischen Präsidenten heute für Repräsentationspflichten, können aber sofern sie nicht gerade für Staatsempfänge gebraucht werden besichtigt werden. Man betritt zuerst den Rüstungskorridor, an dessen einem Ende sich der Eingang zum einstigen Arsenal, dem heutigen Parlament befindet.
An den Innenwänden hängen Portraits der verschiedenen Großmeister. Im Council Chamber oder Tapestry Hall, wurden die Ratssitzungen des Ordens abgehalten. Der Botschaftersaal wird weil die Wände mit rotem Damast bespannt sind auch Roter Saal genannt. Im gelben Saal sind beachtenswert der Fries, auf dem frühe Ereignisse der Ordensgeschichte dargestellt sind.
Das Fort St. Elmo befindet sich an der Spitze Sciberras-Halbinsel. Im 14./15. Jh., stand hier ein Fort mit einer Kapelle die dem Hl. St. Elmo dem Schutzpatron der Seefahrer geweiht war. Die Johanniter bauten die Befestigungsanlagen zur Sicherung des Grand Harbour 1552 aus. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass die Türken das Fort 1565 einnahmen.
Nach der Gründung von Valletta, wurde das Fort weiter ausgebaut. Strategische Bedeutung erlangte es erneut im Zweiten Weltkrieg, als italienische U-Boot-Angriffe von hier abgewehrt werden konnten. Heute ist St. Elmo Sitz der "Malta Police Academy".
Die Sacra Infermeria, ist das Hospital der Ordensritter. Ihre Längsseite ist dem Grand Harbour zugewandt. Kranke und verwundete konnten somit von dem im Hafen liegenden Schiffen schnell hierher gebracht werden. Das Hospital war in ganz Europa bekannt. Von überall her kamen die Reisenden um sich die Krankensäle anzusehen und sich von den für die damalige Zeit einmaligen Hygienevorschriften zu überzeugen. Von den Britten wurde das Gebäude zunächst als Militärhospital und später als Polizei-Hauptquartier verwendet. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Bau stark beschädigt. Nach dem Wiederaufbau richtete man dann 1979 ein internationales Konferenzzentrum ein.
© Copyright 2001-2012 M. Bechold